Klärschlamm-Mineralisierung

Pro Jahr fallen auf den 137 Kläranlagen des EVS rund 650.000 Kubikmeter Klärschlamm an, der bei der Abwasserreinigung als Reststoff zurückbleibt.

Klärschlamm besteht aus Wasser sowie aus organischen und mineralischen Stoffen, die wiederum in gelöster und in fester Form vorliegen. Er enthält eine ganze Reihe von Nährstoffen wie Phosphor, Stickstoff oder Kalium, aber auch Schadstoffe.


Immer weniger Klärschlamm wird landwirtschaftlich verwertet

Früher wurde ein wesentlicher Anteil an entwässertem Klärschlamm von den Landwirten als Dünger auf die Felder ausgebracht. Neue Verordnungen mit strengeren Grenzwerten für die Schadstoffbelastung verbieten nun die landwirtschaftliche Nutzung in vielen Fällen. Immer mehr Klärschlämme werden thermisch verwertet. Gleichzeitig fordert der Gesetzgeber mit der 2017 implementierten Novellierung der Klärschlammverordnung sowie der Düngeverordnung, dass ab 2029 Phosphor aus Klärschlamm rückgewonnen wird. Grund dafür ist, dass die weltweiten Vorräte des essenziellen Nährstoffs begrenzt sind.


Innovative Verfahrenstechnik zur Rückgewinnung von Phosphor

Der EVS hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese veränderten Anforderungen in nachhaltige Lösungen umzusetzen. Zum Beispiel mit einer Klärschlamm-Mineralisierungsanlage, die zurzeit in der Homburger Kläranlage im Testbetrieb läuft. Es handelt sich um die bislang zweite Anlage dieser Art in Deutschland. Durch eine innovative Technik werden die Schadstoffe aus dem Klärschlamm weitgehend entfernt. Phosphor bleibt jedoch in pflanzenverfügbarer Form erhalten. Ziel des EVS ist die Anerkennung des bei der Mineralisierung entstehenden Produktes als Ausgangsstoff für die Herstellung von Düngemitteln.


So funktioniert die Klärschlamm-Mineralisierung

Bei der Mineralisierung wird der Klärschlamm im ersten Schritt in einem Niedertemperatur-Bandtrockner getrocknet. Im zweiten Schritt wird eine Teilverbrennung oder Gasifizierung durchgeführt. Dabei wird der getrocknete Klärschlamm unter Sauerstoffmangel auf ca. 500 bis 700 Grad erhitzt. Dabei entstehen energiereiche Gase, die in einer anschließenden Brennkammer verbrannt werden. Das heiße Abgas der Brennkammer wird für die Erhitzung des Klärschlamms im Mineralisierungsreaktor genutzt. Schadstoffe und flüchtige Klärschlammbestandteile, wie etwa Quecksilber, werden mit Hilfe von Rauchgaswäscher und Aktivkohlefilter aus dem Abgas entfernt, sodass es sauber in die Atmosphäre entlassen wird.

Zurück bleibt ein vollständig hygienisiertes, kohleartiges Produkt, das dank seines hohen Phosphorgehaltes in der Düngemittelproduktion eingesetzt werden könnte. Die Masse reduziert sich im Vergleich zu entwässertem Klärschlamm um rund 85 Prozent, was zu einer deutlichen Verringerung von Klärschlamm-Transporten führt.


Vorteile des Verfahrens

  • Vollständige Eliminiation der organischen Bestandteile (einschl. Arzneimittel, Mikroplastik und Krankheitserregern sowie des Quecksilbers)
  • Deutliche Reduzierung des Cadmium-Gehaltes
  • Verringerung der Klärschlamm-Transporte
  • Vergleichsweise geringer Energiebedarf
  • Negative CO2-Bilanz

Funktionsgrafik