Künftige Nutzung von Klärgas auf der Kläranlage Saarbrücken-Brebach - Herstellung der Faultürme mit innovativer Gleitschalungstechnik

Die Kläranlage Saarbrücken-Brebach ist mit einer Ausbaugröße von 135.000 Einwohnerwerten die zweitgrößte Kläranlage des EVS im Saarland. Um künftig den im Rahmen der Abwasserreinigung anfallenden Klärschlamm bzw. das hieraus zu gewinnende Klärgas nutzen zu können, wurde im November letzten Jahres mit dem Umbau der Kläranlage zu einer Anlage mit Klärschlammbehandlung im Faulturm begonnen. Der EVS investiert hier zehn Millionen Euro.

Der Schlamm wird in Faulbehältern so behandelt, dass energiereiches Gas entsteht, das zur Strom- und Wärmeerzeugung (ca. 3,2 Millionen kWh/a) genutzt werden kann. Das bautechnisch anspruchsvolle Verfahren senkt durch die gewonnene Eigenenergie nicht nur die Energiekosten, es verringert auch den ökologischen Fußabdruck erheblich (-2 Millionen kg CO 2 /a).

Die Herstellung der zur Faulgasgewinnung benötigten Faultürme (Innendurchmesser 12,8 m, Gesamthöhe ca. 16 m, Volumen jeweils rund 1.750 m³) erfolgt in sogenannter Gleitbauweise. Sowohl für den EVS, als auch für das beauftragte Bauunternehmen Wolf & Sofsky ist dies der erste Anwendungsfall der Technik überhaupt, für die Firma Doka ist es die Premiere für ihr Verfahren in Deutschland.

Bei der Gleitbauweise handelt es sich um eine Material sparende, fugenfreie Baumethode, bei der sich das Schalungssystem selbsttätig hydraulisch nach oben zieht. Dabei wird eine ca. 1,2 m hohe Schalung, die den ganzen Gebäude- bzw. Bauteilgrundriss umfasst, in regelmäßigen Zeitabständen gehoben. Oben wird immer wieder Beton eingefüllt, unten verlässt die fertige Betonwandung (in Abständen von 2,5 cm) die Gleitschalung.

Mit dieser Bauweise werden die Faultürme in jeweils knapp fünf Tagen fertiggestellt. Das bedeutet, dass in einer Stunde ca. 13 cm betoniert werden. Die Arbeiten wurden je Faulturm am Montagmorgen begonnen und am Samstagmorgen fertiggestellt.

Die Einsparung bei der Bauzeit beträgt gegenüber klassischen Techniken etwa 20 Wochen. Dies wirkt sich für den EVS gleich mehrfach positiv aus. Bedingt durch die deutlich kürzere Bauzeit werden die Abläufe auf der Kläranlage, die während der gesamten Bauphase verlässlich weiterlaufen muss, weniger beeinträchtigt. Zudem kann fünf Monate früher als geplant mit der energetischen Nutzung des Faulgases begonnen werden - ein echter Beitrag zur Einsparung von CO2 und damit zum Klimaschutz.