Sanierung und Rekultivierung der Zentraldeponie Merzig-Fitten - letzte Bauphase in der Umsetzung

Seit Oktober 2021 laufen die Arbeiten des Entsorgungsverbandes Saar am 5. und 6. Bauabschnitt für die Sanierung und Rekultivierung der EVS Zentraldeponie in Merzig-Fitten, die Ende 2020 geschlossen wurde.

Die aktuelle Bauphase umfasst im Wesentlichen die Herstellung der Oberflächenabdichtung und die Rekultivierung des Restdeponiekörpers auf einer Fläche von rund 7,5 ha. Die Baukosten für die Maßnahme, die Ende 2023 fertiggestellt sein soll, betragen rund 5,6 Millionen Euro. Als Erstes erfolgte die Abfallumlagerung, d.h. zu hoch eingebaute Massen wurden abgeschoben und in den vorgesehenen Bereich einplaniert. Der Aufbau der Oberflächenabdichtung und der Rekultivierungsschicht besteht aus einer feinkörnigen Auflagerschicht, einer geosynthetischen Tondichtungsbahn, einer Kunststoffdichtungsbahn, Kunststoffdränelementen und der abschließenden Rekultivierungsschicht. Darüber hinaus erfolgten noch Anpassungen an den Gasbrunnen, der Anschluss der Oberflächenabdichtung an den abgedeckten 4. Bauabschnitt im Westen und die Anschlüsse an die Basisabdichtung auf der Nord-, Ost- und Südseite. Außerdem wurde der Randdamm auf der Nordost- und Südseite saniert und die Oberflächenwasserkanäle erneuert.

Beauftragtes Unternehmen ist nach europaweiter Ausschreibung die Bietergemeinschaft HERMANNS HTI-Bau GmbH & Co. KG / Bickhardt Bau Aktiengesellschaft.

EVS-Projektleiter Alexander Deiker (Tel.: 0681/5000-163) steht für Rückfragen gerne zur Verfügung.

Zukünftige Nutzung:

Zur späteren Nutzung ist der EVS mit der Naturschutzbehörde in Abstimmung. Aktuell ist vorgesehen, dass eine Ansaat erfolgt und die Fläche als Grünland verbleibt.  Beabsichtigt ist ergänzend eine Nutzung des Geländes als Standort für eine Großflächen-Fotovoltiak-Anlage.  

Auf der in früheren Zeiten rekultivierten Fläche der Bauabschnitte 1-4 befindet sich bereits eine Fotovoltaikanlage, welche von den Stadtwerken Merzig betrieben wird.

Auch nach Fertigstellung der Sanierung müssen dauerhaft Anlagen zur Behandlung und Ableitung des Sickerwassers sowie zur Ableitung des Oberflächenwassers weiter betrieben werden, die Überwachung des Sickerwassers sichergestellt und evtl. Schäden z.B. durch Erosion, Rutschungen oder ungleichmäßige Setzungen behoben werden. Alle nicht mehr benötigten baulichen Einrichtungen werden entfernt.

Historie der Deponie:

Die Deponie berührt weder ein Wassereinzugs- noch ein Naturschutzgebiet.

Die Grundfläche, der Ende der 80er Jahre sanierten Deponie, die in einer ehemaligen Tongrube liegt, beträgt ca. 15 Hektar.

  • Seit 1964: Ablagerung von Hausmüll  
  • Seit 1968: Übergangsdeponie
  • 1981: Installation von Zäunen, Straßen, Rückhaltebecken und Kanälen zu Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen an einen ordnungsgemäßen Deponiebetrieb.
  • 1984: Die Deponie Merzig-Fitten wird im Abfallbeseitigungsplan für das Saarland als Hausmülldeponie ausgewiesen.
  • 1986: Bis zu diesem Zeitraum wurden insgesamt 240.000 m³ überwiegend Hausabfälle abgelagert.
  • 1987: Vorgabe zur Herstellung einer Basisabdichtung durch das Landesamt für Umweltschutz
  • 1989: Neukonzeption für die Sickerwasserkläranlage aufgrund der gestiegenen Anforderungen nach SWG § 48
  • 1990: Beginn des Betriebes der Zentraldeponie
  • Ab 1992: Beginn Umsetzung Deponiegaserfassung und -behandlung, sowie Anpassung der Oberflächenabdichtung auf den Stand der Technik.
  • 2005: Schließung der Deponie für organische Abfälle gemäß TASi (Technische Anleitung für Siedlungsabfälle). Bis zur vollständigen Verfüllung 2020 wird die noch zur Verfügung stehenden Fläche als DK II-Deponie benutzt.

Gesamtvolumen der Deponie beträgt 2,07 Mio. m³.

Zu den Bauabschnitten im Einzelnen:

Die technische Basisabdichtung wurde wie folgt ausgeführt: 3 x 20 cm mineralische Tonabdichtung mit einem Durchlässigkeitsbeiwert (Versickerungsfähigkeit des Bodens) kf < 10-9 m/s, darüber liegend die 2,5 mm PE-HD-Folie als Barriere gegen die Versickerung von anfallenden Sickerwässern, dieser Aufbau erstreckt sich über die kompletten Bauabschnitte I – VI.

I - III Bauabschnitt (1989- 1998)

  • Fläche ca. 46.000 m²
  • Abgelagertes Volumen ca. 730.000 m³ inkl. Umsetzung der Altlast
  • Beginn der Umsetzung Altlast: 1989
  • Ende der Verfüllung: 1998
  • Oberflächenabdichtung: 1,00 m mineralische Tonabdichtung mit einem Durchlässigkeitsbeiwert (Versickerungsfähigkeit des Bodens) kf < 10-8 m/s, darüber liegend eine 0,30 m Entwässerungsschicht zur Ableitung der Niederschläge und final eine 1,00 m Rekultivierungsschicht für die Anpflanzungen laut Landschaftspflegerischem Begleitplan.

IV Bauabschnitt (1998-2002)

  • Fläche ca. 24.000 m²
  • Abgelagertes Material ca. 355.000 m³
  • Beginn: Ende 1998
  • Ende der Verfüllung: 2002
  • Oberflächenabdichtung: Kombinationsabdichtung nach TASi:
  • Ausgleichs- & Entgasungsschicht
  • Mineralische Dichtung 2 x 25 cm
  • Kunststoffdichtungsbahn (KDB) 2,5 mm
  • Schutzvlies
  • Mineralische Entwässerungsschicht
  • Filtervlies

V - VI Bauabschnitt (2003 – 2020)

  • Fläche ca. 75.000 m²
  • Abgelagertes Material ca. 985.000 m³
  • Beginn der Verfüllung: 2003
  • Ende: 2020
  • Oberflächenabdichtung: 0,15 m Auflagerschicht (Planumschicht) + 7 mm Bentonitbahn 1 lagig (Geosynthetische Tondichtungsbahn) + 2,5 mm PEHD (Kunststoffdichtungsbahn) + 10,5 mm Dränmatte (Kunststoffdränelement) + 0,80 m Unterboden + 0,20 m Kulturboden (kalkhaltige Massen mit Humusanteilen)

Sickerwasserkläranlage

Die Reinigungsleistung der mehrstufigen Anlage beträgt 50 m³ pro Tag und kann bei starken Regenereignissen auf bis zu 100 m³ gesteigert werden. Die mehrstufige SiWa wurde zeitgleich zum Neustart der Deponie 1990 in Betrieb genommen. In der biologischen Stufe wird eine Nitrifikation mit einer vor geschalteten Denitrifikation zum Abbau der Stickstoffverbindungen genutzt. Der mit diesem Verfahren gewonnene Belebtschlamm (Mikroorganismen) wird im Anschluss chemisch-physikalisch durch den Einsatz von Aktivkohle gereinigt. Die Aktivkohle bindet durch ihre sehr große Oberfläche sämtliche Schwermetalle an sich. Im Anschluss durchläuft das mittlerweile fast vollständig gereinigte Sickerwasser die Flockungs- und Fällungsstufe, in der der Aktivkohleschlamm ausgefällt wird. Folgend setzt sich Kohleschlamm in der Nachklärung zur Entsorgung ab. Als letzte Reinigungsstufe, vor der Einleitung in den Ablaufkanal wird das gereinigte Sickerwasser durch einen Sandfilter und zwei Schönungsteiche transportiert.

Oberflächenentwässerung

Das anfallende Oberflächenwasser wurde durch Gräben/Mulden sowie eine Drainage erfasst und an der Sickerwasserkläranlage vorbei zu einer natürlichen Vorflut geführt, der Heppengräth, in die es bis heute abgeleitet wird.

Gasfassung und Gasabsaugung

Der Zersetzungsprozess von organischen Abfällen führt zur Bildung von Gas, das überwiegend aus Methan und Kohlendioxid besteht. Dieses Gas wird aktiv abgesaugt. Über Gasbrunnen und entsprechende Leitungssysteme wird es in der gesamten Fläche gesammelt und nach Kondensatwasserabscheidung und Gasanalyse abgefackelt, damit kein schädliches Methan in die Atmosphäre gelangt.